Wie gründet man ein Integrationsunternehmen IV: die Gesellschaftsform

Für die Form der Integrationsfirma ist die Gesellschaftsform von großer Bedeutung. Sie bestimmt zum einem die inhaltliche Ausrichtung, die Teilhabemöglichkeit anderer Vereine sowie Gesellschaften und die Akzeptanz durch externe Stellen. Besonders für Integrationsunternehmen mit dem Ansatz der kooperativen Beschäftigung, wie sie in Teil III dieser Serie beschrieben wurden, ist die Gesellschaftsform ausschlaggebend für die wirtschaftliche Stabilität.

Mögliche Formen

Es gibt drei Gesellschafts- bzw. Organisationsformen, die in Frage kommen:

  • Der eingetragene Verein ist im sozialen Bereich weit verbreitet. Er hat gewisse Vorteile, wie die Einbindung weitere gesellschaftlicher Gruppen alleine durch die Anforderungen des bürgerlichen Gesetzbuches. Auf der anderen Seite kann er für ein soziales Wirtschaftsunternehmen recht träge sein. Außerdem können gewisse wirtschaftliche Aktivitäten, wie es auch die kooperative Beschäftigung ist, nicht ohne weiteres durchgeführt werden. Also kommt ein Verein nicht unbedingt in Frage. Dennoch kann eine Förderverein den Aufbau einer Integrationsfirma durchaus unterstützen.
  • Die GmbH setzt sich im gemeinnützigen Bereich immer mehr durch. Sie kann wirtschaftliche Tätigkeiten durchführen und gleichzeitig in der Haftung begrenzt sein. Dadurch können unternehmerische Risiken begrenzt werden, wie es z.B. im Verein nicht ohne weiteres möglich wäre. Ein großes Problem ist die Einlage von 25.000,00 Euro bei Gründung. Ansonsten kann eine GmbH eine sinnvolle Wahl für den Aufbau einer Integrationsfirma sein.
  • Das recht neue Modell einer Unternehmergesellschaft oder Mini-GmbH ermöglicht die Gründung einer Gesellschaftsform, die recht schnell handlungsfähig ist, da die Einlage bei 1,0 Euro beginnt. Dazu kommen noch administrative Kosten für einen Notar und die Eintragung in entsprechende Register, die aber überschaubar sind. Die EInlage von 25.000,00 Euro wird durch 25% des Jahresgewinnes angespart.

Die Entscheidung

Für die Gründung der Integrationsfirma fiel in unserem Fall die Entscheidung auf eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft. Diese Gesellschaftsform bietet genug Flexibilität in der Gründung und kann durch die Gemeinnützigkeit auch Mittel in der Aufbauphase beantragen. Da kein großer Träger hinter der zu gründenden Integrationsfirma steht, sind diese Mittel in den ersten Jahren wichtig. Im Zentrum muss aber die Wirtschaftlichkeit stehen, um ausreichend Spielraum zu haben für die Aktivitäten in der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen. Die Gesellschaftsform ist für andere Wirtschaftsunternehmen wichtig, damit eine Kommunikation auf gleicher Ebene stattfinden kann.
In den nächsten zwei Monaten wird der Gesellschaftsvertrag dem Finanzamt zur Prüfung der Gemeinnützigkeit übermittelt und im Anschluss muss diese durch den Notar beglaubigt werden, damit die “Geburt” der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft geschehen kann. Im Anschluss werden Anträge bei verschiedenen Stiftungen gestellt für die Sicherung der Anschubfinanzierung.

Möglichst große Unabhängigkeit

Die Entscheidung, die Integrationsfirma ohne einen großen Träger im Hintergrund zu gründen hat sowohl positive wie auch negative Aspekte. Auf der positiven Seite steht die Unabhängigkeit im Aufbau, die Offenheit gegenüber verschiedenen Trägern für eine möglichst gute Sozialraumorientierung und die Flexibilität im Umgang mit Wirtschaftsunternehmen. Auf der negativen Seite steht natürlich die finanzielle Absicherung, das fehlende “Mutterschiff”, das bei Schwierigkeiten eingreift aber auch gewisse Vorbehalte durch Kostenträger und in der allgemeinen Landschaft der Träger gegenüber neuen Akteuren.
Im Großen und Ganzen ist aber die Unabhängigkeit ein wichtiges Element in der Aufbauphase und der Etablierung der Integrationsfirma. Das Manko des fehlenden “Mutterschiffes” wird durch direkte Kooperation mit anderen Integrationsunternehmen abgefedert. Den Vorbehalten durch Kostenträger wird durch Transparenz und dem Gesellschaftervertrag entgegengewirkt, um Bedenken zu entkräften.

So long ….