Unsere schöne inklusive Schulwelt I

bildliche Darstellung von Inklusion, Integration, Separation und Exklusion

Die Differenzierung ist sehr praktisch. Im inklusiven Setting unseres Berliner Schulwesens ist sie einfach da. Der Rahmenlehrplan verlangt differenzierte Stoffe für den Unterricht, die Schüler:innenschaft ist heterogen, die Materialien passen irgendwie (oder auch nicht) und wir Lehrer: innen managen den Schulalltag inklusiv, auch wenn die Personalausstattung lange nicht ausreicht. Also ist doch alles gut, abgesehen von der schulischen Ausstattung, fehlenden Kolleg:innen und Ermüdungserscheinungen….


Leider nicht

Diese Polemik ist nur etwas überspitzt. In der Schullandschaft des Schuljahres 2022/2023 hat sich die Lage deutlich verschärft. Wie der Tagesspiegel Berlin am 28.8.2022 berichtete, fehlen in diesem Schuljahr Sonderpädagogen. Die Schüler:innen sind aber in den Grundstufen, Mittelstufen und Oberstufen anwesend. In der Mittelstufe (Klassen 7-10) sind dies mindestens vier pro Klasse. Jedes Schuljahr werden von Neuem die Förderpläne erstellt (siehe die Berliner Sonderpädagogikverordnung, Absatz 2), auch wenn die Umsetzung oft gar nicht möglich ist. Dies liegt nicht nur an den Sonderpädagogen, sondern auch an den Zumessungen. Auf der Habenseite stehen viele Kolleg:innen, die für die Schüler:innen einstehen, sie mit Motivation unterrichten und jeden Tag neue Wege gehen, um allen gerecht zu werden. Und es gibt Ideen, wie wir schulische Inklusion dennoch möglich machen können. Zu den Ideen mehr im übernächsten Abschnitt.

Herausforderungen

Eine Reihe von Herausforderungen müssen geklärt werden, bevor schulische Inklusion im Alltag nachhaltig umgesetzt werden kann. Unter einem menschenrechtlichen Ansatz gelten gewisse Standards. Dies sind in Deutschland die UN Behindertenrechtskonvention (unter diesem Verweis findet ihr die Schattenübersetzung des Vereins Netzwerk Artikel 3), sie ist die rechtliche Grundlage für schulische Inklusion. Alle folgenden Gesetze und Verordnungen müssen ihren Inhalten genügen. Da der Artikel 24 zum Recht auf inklusive Bildung recht allgemein bleibt, hat der UN Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen 2016 die “Allgemeine Bemerkung Nr. 4 (2016) zum Recht auf inklusive Bildung” (hier in der deutschen Übersetzung des Deutschen Institutes für Menschenrechte) veröffentlicht, die wichtige operative Elemente darstellt.

Welche Herausforderungen finden sich im schulischen Alltag, die Inklusion erschweren? Um diese pragmatisch darzustellen, wird ein nicht ganz hypothetischer Rahmen in einer deutschen Großstadt angenommen. In diesem Rahmen gibt es (1) nicht genug Schulraum für alle Schüler:innen, (2) nicht ausreichend Lehrer:innen zum Unterrichten, (3) die Schüler:innenschaft ist äußerst heterogen, je nach Stadtbezirk und (4) die Verwaltung kann nicht alle Aspekte des schulischen Lebens einheitlich steuern.

Hieraus ergeben sich viele Herausforderungen, die nicht umfassend und sortiert aufgezählt werden können:

Eine heterogene Schülerschaft: Die Klassen sind sehr heterogen und spiegeln die Vielfalt der Gesellschaft wieder. Schüler:innen mit Behinderungen und unterschiedlichen sozialen Hintergründen erleben oft (unbewusste) Diskriminierungen in der Schule und im Alltag.Symbolbild für Vielfalt
Lehrer:innen: Es fehlen Lehrer:innen an den Schulen. Das Profil von Lehrer:innen hat sich in den vergangenen Jahren stark erweitert und ist komplexer geworden. Es gibt oft nicht ausreichend Zeit für eine individuelle Begleitung der Schüler:innen. Bild eines Lehrers
Zusammenarbeit im Kollegium: Je nach Schulstufe und Schulform sind Teams, in denen multiprofessionel zusammengearbeitet wird leider oft die Ausnahme. Für dieZwei Hände, die geschüttelt werden
Schulausstattung und -strukturen: Die materielle Ausstattungen reichen nicht aus, mit den heutigen Ansprüchen an Schule gerecht zu werden. Innerhalb von Schulen gibt es viele Verantwortliche, Entscheidungsprozesse und Kommunikationsstrukturen, die nicht immer transparent sind. Bild einer Schule
Voraussetzungen der Inklusion: Häufig fehlen gemeinsame inklusive Grundeinstellungen und ein gemeinsames Verständnis von Inklusion an den Schulen. Auch gibt es in der Breite an Schulen nicht genug Praxisbeispiele von Inklusion.Symbolbild für Inklusion
Zusammenarbeit im Sozialraum: Die vorschulische Bildung erreicht nicht alle Kinder und deren Familien. Für die Kommunikation zwischen Schule und Eltern ist oft nicht genug Zeit und es kann zu kommunikativen oder sprachlichen Schwierigkeiten kommen. Community
Tabelle der Herausforderungen in der Schule

Ideen zur schulischen Inklusion

Im Grunde genommen ist für die Ideen zur schulischen Inklusion der Index für Inklusion (deutsche Übersetzung aus dem Jahr 2003) ein wichtiges Werkzeug. Vor allem das linke untere Viereck ist der Ausgangspunkt für Ideen schulischer Inklusion.

Quelle: kinderblog rund um frühkindliche Bildung

Schaffung inklusiver Dimensionen: Kultur

Ein soziales System, was Schule nun einmal ist, benötigt zuerst einmal eine gemeinsame inklusive Kultur. Das heißt, es muss eine gemeinsame Grundlage im Denken und den Einstellungen geben, dass alle Menschen in allen Daseinsformen willkommen sind und es eine Kultur der Kommunikation und Interaktion mit gemeinsamen geteilten Werten gibt.

Schaffung inklusiver Dimensionen: Strategie

Wie können wir Inklusion umsetzen? Dazu benötigt es eine Strategie, die alle Menschen in der Schule einbezieht und ihnen ein Gehör gibt. Bei der Gestaltung des gemeinsamen Lebens und Lernens können so schrittweise verschiedene Strategien entschieden, entwickelt, umgesetzt und angepasst werden. Natürlich sind hier auch wieder die Kommunikationen und Interaktionen innerhalb der Schule wichtig.

Schaffung inklusiver Dimensionen: Praxis

Nicht jeder Mensch kann alles. Praxis setzt Wissen, Erfahrung, Ideen und Zuhören voraus. Auf dieser Grundlage können Schulen immer etwas inklusiver werden.

Und nun?

In den nächsten Wochen werden hier schrittweise Beiträge erscheinen, die sich mit der Umsetzung von Inklusion auseinandersetzen, wahrscheinlich sehr am Berliner Schulleben orientiert. Ich hoffe, dass diese Artikel in der schulischen Praxis hilfreich, spannend und interessant sind. Wer möchte, kann sich gerne an mich wenden, um zu diesem Themenkomplex beizutragen.


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