Lesenswert: Weltbericht Behinderung der WHO

Bereits Anfang Juni haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Welt Bank den World Report on Disability veröffentlicht. Der Bericht soll Regierungen und der Zivilgesellschaft auf Basis einer wissenschaftlichen Basis eine umfassende Beschreibung und Analyse von Behinderung weltweit geben. Darauf aufbauend werden Empfehlungen für nationale und internationale Akteure gegeben. Aufbauend auf einer aktuellen Definition von Behinderung und den Bezügen zu Armut, Entwicklungszusammenarbeit und Menschenrechte (1. Kapitel) führt der Bericht über Ausführungen zur Häufigkeit von Behinderung weltweit (2. Kapitel) hin zu speziellen Themen wie Gesundheit (3. Kapitel), Rehabilitation (4. Kapitel) und unterstützende Dienste (5. Kapitel). Die folgenden Kapitel gehen auf umweltbezogene Aspekte sowie Barrierefreiheit (6. Kapitel), Bildung bzw. Erziehung (7. Kapitel) und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung (8. Kapitel) ein. Abschließend werden Empfehlungen und praktische Aspekte diskutiert.

Der Bericht zeichnet sich besonders durch einen mehrperspektivischen Zugang zu Behinderung und der Anerkennung der sozialen Wechselwirkungen aus. Es wird festgestellt, dass Behinderung ein individuell stark unterschiedliches Phänomen ist und besonders durch behindernde Barrieren kreiert wird. In den Empfehlungen werden hier unangemessene politische Planungen, negative Einstellungen, wenig verfügbare angemessene Dienste, behindernde Barrieren, mangelnde Einbeziehung behinderter Menschen und fehlende Daten als hindernde Faktoren bilden erwähnt, die die Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben langfristig erschweren. Der Zusammenhang zwischen sozialen Bedingungen und Behinderung wird durch die Darstellungen des bi-direktionalen Zusammenhanges von Armut und Behinderung besonders betont.

Der Bericht bietet LeserInnen eine fundierte und aktuelle Grundlage, um sich mit der Situation von Menschen mit Behinderungen im globalen Kontext auseinander zu setzen. Durch die differenzierten Darstellungen einer Vielzahl von AutorInnen wird der Bericht als Ganzes oder in Auszügen lesenswert. Er legt sich nicht auf abschließende Feststellung fest, sonder gibt Denkanstöße, zeigt unterschiedliche Ansatzpunkte und unterstützt ein Verständnis von Behinderung im Sinne der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung.


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